Die Mendorfer Kirche "St. Leodegar"
Über die mittelalterliche Vorgängerkirche ist nur wenig bekannt. Zur Zeit des Mendorfer-Geschlechts war sie Filiale der Pfarrei Sollern. Die Edlen von Muggenthal haben nach der Besitzübernahme von
Mendorf für die Filialkirche St. Leodegar ein Benefizium eingerichtet. Dazu gehörten jährlich 6 Schafe, 2 Metzen Getreide, 12 Gulden sowie ein Tagwerk "Wismath". Unter der Herrschaft von Lossius und
Bassus erlebte die Kirche eine enorme Gütermehrung und ab 1679 kennen wir auch die Namensfolge der Benefiziaten. 1682 wird auf Betreiben der Bassus eine St. Josephs-Bruderschaft, eine der ältesten
der Diözese, errichtet und dafür ein neuer Altar angeschafft. 1684 stiftete die Lossius-Witwe 3.000 Gulden an die Bruderschaft.
Vermutlich um 1696 startete Dominikus Bassus eine große bauliche Erneuerung der Kirche. Das Datum erscheint auf einem Schild am Hochaltar, fand sich in den schriftlichen Quellen jedoch nirgends
bestätigt. In seiner Lebensbeschreibung (1704) erwähnt Dominikus Bassus lediglich, daß er zum Bau von Kirche, Pfarr- und Schulhaus in Mendorf 2.000 Gulden gezahlt und insgesamt für fromme Zwecke in
seiner Hofmark 24.300 Gulden ausgegeben habe.
Mit dem barocken Neubau wurde die Mendorfer Kirche auch zur Begräbniskirche der Familie Bassus. Der Turm des gotischen Vorgängerbaus wurde als Chorraum beibehalten, das Langhaus von Grund auf neu
errichtet. Bassus übergab der Kirche auch eine Dotation von 4.500 Gulden für laufende Kosten, die in einem Schreiben vom 12.2.1704 genau festgelegt sind. Dominikus Bassus starb noch im selben Jahr
und die Fertigstellung der Kirche lag in den Händen der Erben. Sein Sohn Johann Joseph wird 1721 in den Freiherrnstand erhoben. Auf dem Grabstein des 1711 gestorbenen Benifiziaten Joh. Bapt. Riccius
heißt es, er habe am Kirchengebäude sowie an der Ausschmückung große Verbesserungen bewirkt und die Kirchenmusik eingeführt. Eine im Dachstuhl repäsentativ eingeschnitzte Jahreszahl mit Monogramm
besagt, daß offenbar erst 1737 das Langhausdach fertig gestellt war. Davon spricht auch ein Brief aus dem selben Jahr. Die Neuausstattung des Innenraumes war jedoch lange noch nicht zum Abschluß
gekommen. Am deutlichsten zeigt sich dies im Stil von Hochaltar und Seitenaltären, die dem Frühklassizismus um 1800 angehören.
Einen größere Renovierung ist für das Jahr 1883 bezeugt. Aus dieser Zeit stammen die beiden östlichen Langhausdeckenbilder, vorher hatte es keine gegeben. Die westlichen Bilder kamen bei einer
Renovierung 1912/13 hinzu, ebenso die Heiligenbilder in den seitlichen Dreipaßfeldern. Veränderungen erfolgten auch am Hochaltar, infolge einer Aufstockung des Tabernakels mußte der gesamte Altar
höhergelegt werden. 1937 wurden die Nebenaltäre nach außen gerückt und dabei ehemalige Wandnischen mit den Figuren von Josef und Maria überdeckt. Bei einer Gesamtrenovierung 1952/53 erfolgten massive
Veränderungen. Im Chorraum wurden beiderseits die Wände um einen halben Meter zurückgestuft und der Bogen entsprechend erweitert. Die neue Raumfassung übertünchte die Dreipaßbilder an der Decke und
brachte dafür neue Brokatmalerei in den großen Dreiecksfeldern der Stichkappen. Damals getroffene Renovierungsmaßnahmen an den Altarbildern erwiesen sich heute als irreparable Langzeitschäden.
Die jüngste Restaurierung 1988/89 enthielt sich einer erneuten Umgestaltung und beschränkte sich auf eine sorgfältige Konservierung.
Nicht nur für das Mittelalter, auch für die Barockzeit sind die Quellen nicht ergiebig. Die Kirchenrechnungen wurden offenbar nicht im Schloß Sandersdorf aufbewahrt und sind wohl verloren. Aussagen
zur künstlerischen Beheimatung der Mendorfer Kirche sind aber dennoch möglich. Der gotische Vorgängerbau entsprach dem in der Region verbreiteten Typus der "Chorturmkirchen". Ein mächtiger
Viereckturm barg im überwölbten Erdgeschoß den Altarraum, das Kirchenschiff war im Vergleich zum Turm ziemlich klein und flach gedeckt. Bei der barocken Erneuerung waren zumindest im Chor die Grenzen
eng gesetzt, nachdem das Turmgeviert auch weiterhin als Altarraum dienen sollte. Das gotische Gewölbe wurde durch ein höher liegendes Tonnengewölbe ersetzt und das sicher auch vorher vorhandene
Südfenster vergrößert. Einziger Schmuck war laut historischem Foto ein umlaufendes Profilgesims am Gewölbeansatz und eine stuckierte Ornamentkartusche mit plastischen Engelsköpfchen um die
Heiliggeistöffnung im Deckenspiegel. Ein wohl auch schon vorher existierender nördlicher Sakristeianbau wurde größer erneuert. Das von Grund auf neu errichtete barocke Langhaus ist ein moderner
"Stilimport" ein deutlicher Ausdruck für die nach wie vor stark auf ihre Graubündener Heimat ausgerichteten Bauherrn.
Der Baumeister kam aber sicher nicht direkt von dort. Schon Generationen lang waren Maurermeister und Werkleute aus Graubünden, der Heimat des Bassus, vor allem nach Bayern, aber auch in weiter
entfernte Gegenden eingewandert und haben der neuen Architektur, dem "welschen" Barock, im Norden zum Durchbruch verholfen. Enrico Zucalli und Antonio Viscardi brachten es als kurfüstliche
Hofbaumeister in München zu höchstem Ruhm. Auch Eichstätt war ein Zentrum, wo etwa Jacopo Angelini (+1714) eine große Ausstrahlung auch ins Umland ausübte. Sein Landsmann und Mitarbeiter Giovanni
Baptista Camessino führte vielfach dessen Pläne aus, zum Beispiel ab 1697 den Bau der Wallfahrtskirche Eichelberg; wenn auch viel prächtiger als Mendorf, aber in den Grundformen durchaus verwandt.
Wahrscheinlich war jedoch Giovanni Rigalia der Baumeister von Mendorf. Er war engster Mitarbeiter des fürstbischöflich Eichstättischen Baudirektors Gabriele de Gabrieli und baute zahlreiche Kirchen.
Das Mendorf am nächsten liegende und auch sehr ähnliche Werk ist das Langhaus der Pfarrkirche in Breitenbrunn (1716/17). Im Vergleich dazu wirkt Mendorf jedoch noch ein wenig altertümlicher und -
weil ohne Stukkierung - auch deutlich schlichter.
Die Ausstattung der Mendorfer Kirche birgt eine Reihe von wertvollen Stücken, vielfach konnten jedoch die zugehörigen Künstlernamen noch nicht erschlossen werden. Die Augsburger Silberschmiede Johann
Baptist Ernst (+1697), Hans Jakob Ernst (+1703) und Ludwig Schneider (+1719) lieferten erlesene Arbeiten, es sind Stiftungen von Dominikus Bassus oder seines Bruders Stephan des Generalvikars der
Diözese Chur. Die großartige Figur des Christus als Guter Hirt über der Kanzel darf dem Stil nach als eigenhändiges Werk Ignaz Günthers gelte. Einige Kruzifixe sind im engsten Kreis der Günther
Nachfolger entstanden. Quellenmäßig gesichert ist hingegen der Meister der drei Altargemälde, der berühmte Münchner Hofmaler Josef Hauber (1766-1834).
Seit 1780 verwaltete Thomas von Bassus die Hofmark Sandersdorf-Mendorf. Er entstammte einer jüngeren Graubündener Bassuslinie und hatte gleichfalls in Ingolstadt Jura studiert. Obwohl er als Podesta
seiner Heimat Poschiavo wirkte und somit wenig im Lande war, unterhielt er dennoch gute Verbindungen zum Hof in München. In den Quellen findet sich auch eine rege Korrespondenz mit Münchner
Kunstfachleuten; und er besaß eine prominente Sammlung von Gemälden und Kupferstichen. Dieser Thomas von Bassus ist auch der Entdecker des berühmtesten Sohnes von Mendorf des Komponisten Simon Mayr
(1763-1845). Der musikbegabte Sohn eines Mendorfer Schullehrers fand im kunstsinnigen Schloßherrn von Sandersdorf einen Mäzen, machte im oberitalienischen Bergamo Karriere und ging als Lehrer des
gefeierten Kompositeurs Gaetano Donizetti in die Musikgeschichte ein.
Die engen Verbindungen des Hauses Bassus nach München lebten auch im 19. Jh. fort. Der Kreuzwegzyklus wurde 1864 über die Münchner Kunsthandlung Gypen besorgt. Die beiden östlichen Deckenbilder
stammen von dem Kunstmaler Johann Stegmüller aus Kösching, entstanden 1883. Derselbe hatte 1867 die drei Altarbilder restauriert. Die zwei westlichen Deckengemälde sowie die ehemaligen Dreipaßbilder
schuf der Münchner Maler Anton Niedermayer; dies im Rahmen der 1912 von der Regensburger Firma Glaubacker durchgeführten Gesamtrestaurierung.